Durch die Siedlung zum Gobertsrain |
Kennzeichen der Wanderung
- Quelle der Hafenlohr, Kriegerdenkmal
- Siedlung, Dr. Karl Brandt Str.
- Kriegsschauplatz Altes Rad
- Lohrer Berg
- Gobertsrain
- Rabenhausen
- Jägerwiese
Länge cca. 6km
Empfehlung Herbst
und Winter Beschreibung
des Weges Die Wanderung durch einen dunklen Teil der deutschen Geschichte beginnt am Schlossplatz. An der Westseite der Hauptstraße befindet sich die Quelle der Hafenlohr mit ihrer Einfassung aus den 30er Jahren. Neben dem Eingang zur Quelle steht das Kriegerdenkmal. Der Weg geht weiter, vorbei am Gasthaus Löwen, bis zur Haselgrundstraße auf der rechten Seite. Die Haselgrund¬straße wird bis zur oberen Ein¬mündung der Dr. Karl Brandt Straße durchwandert, bevor es links in diese Straße geht. Nach ca. 200 m geht diese in einen Feldweg über, der mit Betonplatten belegt ist. Auf halber Höhe bis zum Waldrand geht ein Feldweg in engem Bogen steil links ab. Der Weg führt zurück zum Lohrerberg und verläuft dann den Hügel herunter bis zur Straße nach Lohr. Diese wird auf dem geraden im Wald verlaufenden Tei der Straße überquert und der Weg verläuft zunächst etwas wieder zurück durch den Wald und dann rechts am Waldrand weiter entlang. Am Waldrand befindet sich der Gedenkstein an den Deutschen Arbeitsdienst (DAD). Weiter verläuft der Weg immer gerade aus, dann links und wieder rechts am Waldrand entlang, bis etwas oberhalb eines Viehstalls, der links unterhalb zu sehen ist. Hier geht es links den Hügel hinab, am Stall vorbei und dahinter wieder links bis zum Ort. Die erste und auch die zweite Straße auf der linken Seite führen zurück zur Jägerwiese, in die der Wanderer rechts einbiegt. Durch die kleine Parkanlage verläuft der Weg zurück und wir steuern auf dem Maria Stern Platz unterhalb der Kirche zu. An Kindergarten und Schule vorbei erreicht der Wanderer wieder Rathaus und Schlossplatz.
Wissenswertes Gleich
neben dem Schlosseingang im ehemaligen Schlossgraben an der Westseite der Hauptstraße
befindet sich die Quellfassung der Hafenlohr, die von dort aus zunächst
hinter dem Schloss her und dann am Rathaus vorbei fließt. Über der gemauerten
Einfassung war früher ein Hakenkreuz angebracht, welches angeblich erst lange nach dem Krieg
von einem unbekannten „Künstler“ in einer Nacht und Nebelaktion weg geschlagen
wurde. Noch heute wird diese Anekdote gern mit Hochachtung erzählt. Ebenfalls
Hochachtung wird allen Gefallenen der Weltkriege am Kriegerdenkmal von
1955 entgegen gebracht. Vor dem Zeitpunkt befand sich an der Stelle ein anderes
Kriegerdenkmal im Andenken an den Krieg von 1870/71. Wegen seines guten
Zustandes wurde das alte Denkmal auf den Friedhof verlegt und das neue aus
Mainsandstein vom ortsansässigen Steinmetz Hermann Reichert realisiert. Auf
der Hauptstraße führt der Weg vorbei am Gasthaus Löwen bis zur Einmündung der
Haselgrundstraße auf der rechten Seite. Früher stand auf der Ecke, wo heute der
Gedenkstein unter dem Baum steht eine Garage für die Postbusse, die zwischen
Rothenbuch und Lohr verkehrten. Noch heute wird der beliebte Treffpunkt bei
Einheimischen „an der Autohalle“ genannt. Noch in den dreißiger Jahren
war dieser Teil Rothenbuchs im Haselgrund nur sehr spärlich bebaut. Im Zuge
eines „großen“ Besiedlungsplanes sollten im unteren Teil der Haselgrundstraße
zehn so genannte „Siedlungshäuser“ entstehen, die vom
Reichsarbeitsdienst gebaut wurden. Sechs entstanden 1934 und stehen teilweise
in der ursprünglichen Erscheinung noch heute auf der rechten Straßenseite nach
dem Knick und der Abzweigung in die Dr. Karl Brand Straße. Die Arbeiter
des Arbeitsdienstes waren im Arbeitslager 4/285 am Bischborner Hof
untergebracht. Das Lager dort bestand bis zum Herbst 1938, danach wurde es als
Nachschublager der Wehrmacht verwendet. Die Arbeiter hatten bis dahin
„Kulturarbeit“ verrichtet und Forstwege und den Wildzaun um Rothenbuch
ausgebessert. Der Zaun hielt damals insbesondere Wildschweine aus der
Rothenbucher Flur, in der Ackerbau betrieben wurde. Das Haus Rolandstraße 2
wurde ebenfalls errichtet, um zunächst als HJ-Heim zu fungieren, später dann
als Dienstwohnung der Ortspolizei, so dass es heute noch den Namen „Gendarmenhaus“
trägt, obwohl es schon lange ein gewöhnliches Wohnhaus ist. Rothenbuch hat also
in den ersten Jahren des Nationalsozialismus etwas profitiert. Im Verlaufe des
Krieges wurde es jedoch immer wahrscheinlicher, dass auch um den Spessart
gekämpft werden müsste. Als die Amerikaner vor Lohr standen, sprach sich der
Rothenbucher Arzt Dr. Karl Brand für eine kampflose Übergabe der Stadt aus. Für
diese Meinung wurde er wegen „Wehrzersetzung“ standrechtlich erschossen. Im
Andenken an ihn trägt heute eine Straße in Rothenbuch seinen Namen. Sie
verbindet als Bogen das obere und untere Ende der Haselgrundstraße. An der
oberen Einmündung führt der Wanderweg zunächst in die Dr. Karl Brand Straße,
aber nach kurzem schon geradeaus in einen Feldweg, der mit Betonplatten
ausgelegt ist. Auch dies ist ein Überbleibsel des Krieges, denn um
Truppentransporte durch den Spessart zu begünstigen, wurde die Hauptstraße
ausgebaut und verstärkt sowie einige Forstwege ebenfalls mit Betonplatten
geebnet, um Geschütze besser in Position bringen und versorgen zu können. Einen
dieser Wege (zur Flur „Altes Rad“) führt die Wanderung entlang. Erst zum
Ende des Krieges, als die Alliierten Streitkräfte schon mitten in Deutschland
standen, kam es zu Gefechten um Rothenbuch. Am Waldrand nahe Kniebrech und
Pflanzgarten wurden Geschütze aufgefahren, die Straße nach Lohr (und auch
alle anderen Straßen nach Rothenbuch) mit gefällten Bäumen gesperrt, um den
Panzern das Vorrücken zu erschweren. Tatsächlich rückten die Amerikaner von
Weibersbrunn aus kommend auf Rothenbuch vor, so dass bei den Gefechten
hauptsachlich dieses Ende des Dorfes (Setzbornstraße) in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Am
Ende des mit Platten ausgelegten Weges führt ein Feldweg in einem steilen Knick
nach links den Lohrer Berg hinauf. Der Wanderer wird mit herrlichen
Aussichten über Rothenbuch belohnt. Auf der anderen Seite des Lohrer Berges
führt der Weg Richtung der Straße nach Lohr den Hügel hinab. Die Straße wird
dort überquert, wo in den letzten Kriegstagen die Straßensperre errichtet
wurde. Auf
der anderen Straßenseite beginnt die Waldabteilung „Gobertsrain“. Etwas
den Berg hinauf befindet sich auf der rechten Seite des Weges ein Gedenkstein
an die Arbeit des Reichsarbeitsdienstes (heutige Inschrift DAD). Auch hier
wurde das Hakenkreuz entfernt, der Gedenkstein selbst aber blieb, da die Arbeit
für Rothenbuch nützlich war, auch wenn das Kriegsende mit Schrecken viel
Zerstörung in das kleine Dorf gebracht hatte. Der Weg führt weiter am Waldrand entlang vorbei an der
Flur „am neuen Wiesenweg“ und oberhalb der „Petrihütte“ bis zu
den „kleinen Waldteilen“. Hier biegt der Weg ab und führt dann Richtung
Ortsteil Rabenhausen in den Heigenbrücker Weg zurück. Nach der
Durchquerung der Jägerwiese führt der Weg zur Kirche hinauf, um einen guten
Blick über einen Teil des Ortes zu erhalten, der ebenfalls stark zerstört
wurde. So kam es zu Dach- und Fensterschäden an der Kirche und auch das alte
Pfarrhaus war bei Tieffliegerbeschuss getroffen worden. Wie kläglich ist die 1933 noch so großspurig
gepriesene Zeit zu Ende gegangen. Am 23. Juni 1933 wurde mit großem Aufwand eine
Sommerwendfeier begangen. Im feierlichen Zug bewegten sich alle Schüler und
Lehrer, SS-Reiter, SA und Hitlerjugend durch das Dorf. Auf dem Tiergartenberg
brannte ein imposantes Feuer und am Damm hielt der nationalsozialistische
Bürgermeister Anton Geßler eine Ansprache. Der Wanderer hat die Möglichkeit, am
Hang des Tiergartenberges, vorbei an Kindergarten und Schule zum Rathaus zu
gehen im Andenken an die Fehlleitung der Menschen damals. Wie sehr die
Fehlleitung später von den Lenkern auch als falsch eingeschätzt wurde, zeigt die Tatsache, dass das
Gemeindearchiv so gut wie keine Aufzeichnungen aus dieser Zeit mehr aufweist,
da schließlich von den Verantwortlichen „vorsorglich“ alles vernichtet wurde. Zurück
am Kriegerdenkmal ist alles zu sehen, was der Krieg gelassen hat – Zerstörung
und Tod.
Auf dem Lohrer Berg
Gedenkstein des DAD
Kriegerdenkmal am Schloss