Wanderfreunde Hochspessart - Rothenbuch e.V.
Durch den Wolfsgarten

 

 

Durch den Wolfsgarten

bg bs

Kennzeichen der Wanderung

  1. Neuer Sportplatz
  2. Schwesternhütte und Wolfsgarten
  3. Lehmkaute
  4. Petrihütte


Länge

Ca. 8-9km


 

Empfehlung

Frühsommer bis Herbst

 

 

Beschreibung des Weges 

 

Ausgangspunkt dieser Wanderung ist der Parkplatz am neuen Sportplatz am Ende des Heigenbrücker Wegs. (Natürlich kann die Wanderung auch erweitert werden mit Start am Maria Stern Platz mitten im Ort.) Vom neuen Sportplatz führt die Wanderung den asphaltierten Weg am Sportplatz vorbei Richtung Waldrand. Im Wald befindet sich links eine kleine Wasserstelle. An der darauf folgenden Kreuzung geht es nach links an der so genannten Schwesternhütte vorbei. Nach einigen hundert Metern macht der Weg eine scharfe Wende nach rechts. Die Wanderung verläuft auf diesem Forstweg solange, bis es nicht weiter geht und dann rechts. Auch nun geht es immer dem Verlauf des Weges entlang bis an eine Stelle ganz nahe der Bundesstraße. Dort verläuft der Forst¬weg weiter geradeaus, links ist direkt die Bundesstraße B26 zu sehen und neben einem winkelig rechts abgehenden Weg, geht noch einer halbrechts seicht den Hügel hinab. Der wird genommen und führt bis zu einer Beobachtungsstelle für Wild (manchmal sind dort Lecksteine angebracht). An der Lichtung biegt der Wanderer nach rechts ab, den Berg herunter. Am Übergang von Wald zu Flur weist der Weg uns in Richtung eines nahe gelegenen Viehstalls nach rechts und hinter dem Stall geht es links Richtung Ort und Sportplatz zurück. Bevor der Forstweg in die Straße übergeht, besteht die Möglichkeit, noch nach links den Hügel hoch, einen Abstecher zur Petrihütte zu machen und erst dann zum Sportplatz zurückzukehren. Wer sich einen kleinen Picknickkorb mitbringt, kann auf den Zuschauerrängen am Sportplatz die Wanderung gemütlich ausklingen lassen (bitte keinen Müll hinterlassen).

 

 

Wissenswertes

Als Startpunkt dieser Waldwanderung bietet sich der Parkplatz am neuen Sportplatz an. Gerade an heißen Tagen ist diese Wanderung durch den Rothenbucher Wald herrlich belebend. Auf dem Asphaltweg geht es zunächst zwischen „altem Thiergarten“ links und „neuem Tiergarten“ rechts dem Wald entgegen. Zu Zeiten der großen Mainzer Erzbischöfe wurde hier das Wild aus den Wäldern durch die Fronhelfer (Treiber) zusammengetrieben. Dabei bedienten sich die Jagdhelfer langer „Wäscheleinen“, die sternförmig in den Wald ausgezogen wurden und an denen Tücher bis zum Boden hingen. Wurden nun Tiere, die sich in einem Segment dieses Kuchens befanden von außen nach innen in den Tiergarten getrieben, so liefen sie nicht quer zu den Jägern, da Tiere die Leinen mit Tüchern als natürliche Grenze akzeptieren und es in der Regel gar nicht versuchen, hindurchzuschlüpfen. Geschieht dies doch, so kennen wir heute noch die Redensart, „der ist uns durch die Lappen gegangen“. Die Schnüre und Tücher wurden in jenen Tagen wahrscheinlich im heutigen Gasthof Löwen, dem damaligen Zeughaus aufbewahrt. Die Lappenreihen liefen also im Tiergarten zusammen und die Tiere wurden dort in einem Gehege zusammengetrieben. Mitten im Gehege fand sich der Schießstand, von dem aus die Jagdgesellschaft mühelos das Wild abschießen konnte. Diese Art der Jagd, die damals einzige dem Klerus erlaubte Form, wird auch als „eingestellte Jagd“ bezeichnet.

Im Wald führt der Weg an der ersten Kreuzung nach links vorbei an der Schwesternhütte. Diese Schutzhütte wurde von den Maria Stern Schwestern, die das Kinderheim im Schloss bis 1986 betrieben, mit den Kindern genutzt, daher der Name. Heute wird die Hütte für Vereinsveranstaltungen genutzt.

Die Wanderung führt nun weiter den Hügel hinauf und zur rechten Seite erstreckt sich die Waldabteilung Wolfsgarten. Bekanntermaßen wurden Wolfe in der aufgezeichneten Geschichte der letzten Jahrhunderte stets als Bestien gejagt, so dass sie lange Jahre in Deutschland als ausgerottet betrachtet werden konnten. Im Spessart wurde der letzte Wolf 1729 erlegt. Heute wandern die scheuen Tiere, von Polen und Tschechien kommend, wieder nach Deutschland ein.

Der „Wolfsgarten“, hat seinen Namen, wie der Tiergarten daher, dass dort ein oder mehrere Wölfe zusammen­getrieben und getötet wurden. Wegen der damaligen Waffentechnik, war es den Jägern nicht möglich, einen fliehenden Wolf zu erschießen. Sie wurden daher in von hohen Planken umgebende Gehege getrieben, die teilweise mit einer Fallgrube ausgestattet waren. Neben diese Methode war das Fallenstellen sehr verbreitet. Im Jahr 1659 wurden in und um Rothenbuch 15 Wölfe auf diese Weise erlegt.

Nach der scharfen Biegung nach rechts liegt der Wolfsgarten rechts vom Weg und die Wanderung verläuft durch lichten Wald. Das Wechselspiel aus Licht und Schatten, Hochwald und jungen nachwachsenden Bäumen bestimmt das Bild der Wanderung maßgeblich. Der Weg mäandert durch den Wald und mündet in einen parallel zur B26 verlaufenden Weg. Nach etwa 200m kommt eine Kreuzung, links geht es zur Bundesstraße und geradeaus den vorgeschlagenen Wanderweg weiter, einen sehr gut ausgebauten Forstweg. Wenige hundert Meter nach dieser Kreuzung fällt links vom Weg ein etwas lichter Bereich auf, in dem hohe Gräser den Boden bedecken. Hier befindet sich ein Feuchtraumbiotop, also ein Refugium für die Amphibien des Waldes. Im weiteren Verlauf des Weges führen immer wieder Abzweigungen rechts den Hügel hinunter zurück zur Schwesternhütte.               

An einer markanten Kreuzung, die nur wenige Meter neben der Bundestrasse liegt, treffen sich fünf Wege. Hier, an der Lehmkaute, geht es leicht rechts den schmalen Weg hinein. Vor Urzeiten, als die Oberfläche der Erde noch durch mächtige Stürme in unseren Breiten aufgewühlt wurde, wurde Lehm aus dem Osten Europas herbei getragen und setzte sich unter anderem hier an der Flanke des Geißberges ab. Diese Lehmschicht findet sich auch weiter unten im Kaltengrund.

Wer den Hügel ganz erklimmen will, kann den Weg weiter geradeaus gehen und am kleinen Funkmasten rechts hinab gehen. An einer Lichtung mit Hochsitz befindet sich eine beliebte Stelle für Wildbeobachtung, oft sind dort auch Lecksteine angebracht, die die Tiere zur besseren Beobachtung anlocken. Die Waldabteilung heißt kennzeichnender Weise „Brunftplatz“.  

Von nun an geht es steil den Hügel rechts hinab und am Waldrand führt der Weg leicht rechts in die Wiesen zurück, vorbei an einem Viehstall. Die Flur heißt „kleine Teile“. Er mündet in einen Weg, der weiter den Hügel hinab Richtung Ort zurückführt. Die Flur auf der rechten Seite des Weges heißt „große Teile“. Wer noch ein schönes Panorama genießen möchte geht nicht den Weg Richtung Ort, sondern im Bogen am Waldrand entlang mit Blick auf „große und kleine Teile“.     

 

 

 

Wenn unten der Sportplatz zu sehen ist, liegt dem Wanderer im Rücken die Waldabteilung „Galgen“. Rothenbuch war über viele Jahrhunderte hinweg auch Gerichtssitz im Spessart gewesen, also mussten auch Urteile vollstreckt werden. Üblicherweise befand sich der Galgen nicht im Ort selbst, sondern, da als unehrenhaft verpönt, immer außerhalb. Es ist nicht überliefert, wo genau der Galgen gewesen ist. Rothenbuchs Vorzeigewilddieb Johann Adam Hasenstab wurde nicht dort gehenkt, sondern bei Rohrbrunn vom Förster Johann Sator erschossen, der ihn über Jahre verfolgt hatte. Da die Landbevölkerung wenig Sinn für die herrschaftliche Sorge um Wald und Wild hatte, kam es natürlich regelmäßig zu Ordnungswidrigkeiten. Auch wenn Wald- und Wildfrevel ganz oben auf der Liste der Rothenbucher Bevölkerung stand, so waren es doch keine Räuber. Die Nähe zum Gerichtssitz im Schloss brachte es mit sich, dass richtige Räuber hier selten (frei) gesehen wurden. Die Hochburg der Spessarträuber lag unter anderem bei Gelnhausen. Die damalige Obrigkeit urteilt dennoch streng über die Rothenbucher mit den Worten „Die Bevölkerung besteht aus 1100 Seelen, wenn überhaupt bei einem Rothenbucher Bauern von einer Seele die Rede sein kann. Allen Neuerungen abhold und wenig intelligent, besitzt der Rothenbucher Bauer einen merkwürdigen Scharfsinn, wenn es gilt, den Wald zu schädigen und das Forstpersonal zu hintergehen.“  Die letzten Frevler, die jedoch nicht gestellt werden konnten, brachten 1947 am Viertor den Förster Hubert Staub um.

Wem nach dieser blutrünstigen Wanderung der Appetit nicht vergangen ist, der kann sich seinen Picknickkorb holen und die Wanderung am Sportplatz gemütlich ausklingen lassen.   


Im Wolfsgarten Im Märker An der Lehmkaute

 

 

logo